Die Geschichte des Amtsgerichts Cochem

Holzstich von O. Ebel zeigt das Amtsgericht Cochem um 1891
Das Amtsgericht Cochem zur Zeit der Erbauung auf einem Holzstich von O. Ebel

Mit dem 01.10.1879 wurde Cochem Sitz des Amtsgerichts. Das von den Preussen neu eingeführte Amtsgericht trat an die Stelle der früheren 3 Friedensgerichte der Kantone Cochem, Lutzerath und Treis. Als Richter fungierten damals der bisherige Friedensrichter Justizrath, jetzt Amtsgerichtsrath, Philipp Herbel - dieser zugleich als aufsichtsführender Richter - und der bisherige Friedensrichter von Treis Dr. Gustav Scheeler. Als Vertreter der Staatsanwaltschaft wurde Bürgermeister Breuer aus Cochem ernannt. Das Amtsgericht war zunächst in den Räumlichkeiten des bisherigen Friedensgerichts untergebracht, nämlich im Haus Leising (heute Im Burgfrieden 3), später in einem nicht näher bekannten Gebäude im vorderen Bereich des heutigen Briederweg. Die Grundsteinlegung des neuen Amtsgerichtsgebäudes erfolgte -nach mühsamer Suche nach einem geeigneten Grundstück- im Jahre 1891; bereits am 03.10.1892 konnte das Gebäude bezogen werden. Die Baukosten für das Gebäude betrugen 90.000 Mark. Als weiterer Standort war damals neben dem heutigen Standort auch die Kelberger Straße in der Oberstadt von Cochem von Seiten des Stadtrates ins Gespräch gebracht worden. Man erhoffte sich durch die Besucher des Gerichts eine Belebung der Geschäfte und Wirtshäuser im Bereich der Innenstadt. Die bessere Erreichbarkeit mit der Bahn am Standort nahe des Bahnhofs gab dann aber den Ausschlag. Das Amtsgericht wurde als "Gerichts- und Gefängnisgebäude" errichtet. Es beherbergte außer den Räumlichkeiten für den Betrieb des Amtsgerichts im Keller- und Erdgeschoss einige Gefängniszellen. Ein Teil des Grundstücks war von einer hohen Mauer umgeben und wurde als Gefängnishof genutzt.


Am 01.04.1911 wurden 15 Orte der Bürgermeisterei Kaisersesch aus dem Amtsgerichtsbezirk Cochem ausgegliedert und dem Amtsgericht Mayen zugeschlagen. Die Bahnverbindung Gerolstein - Mayen war wohl hierfür ausschlaggebend. Die Cochemer Stadtchronik vermerkt hierzu im Jahr 1911 einen Rückgang des "Gewerbebetriebes" in der Stadt aufgrund der wegbleibenden Gerichtsbesucher aus dem Kaisersescher Raum. Zur gleichen Zeit kamen die Orte Briedern, Mesenich und Beilstein aus dem Amtsgerichtsbezirk Zell zum Amtsgericht Cochem. Im zweiten Weltkrieg wurde das Gerichtsgebäude durch einen Luftangriff, vermutlich am 24.12.1944 (Luftangriff auf Brücke, Bahn, Ravenèstraße, Pinnerstraße und Briederweg), beschädigt. Die Schäden betrafen vor allem die Türen und Fenster, sowie das Dach. Die Reparaturarbeiten begannen unter der Militärregierung am 10.04.1945. 

In Folge des wirtschaftlichen Aufschwungs nach dem 2. Weltkrieg, der eine Zunahme der amtsgerichtlichen Geschäfte herbeiführte, reichten die bisherigen Räumlichkeiten nicht mehr aus; deshalb wurde in den Jahren 1960/61 ein Anbau errichtet. Gleichzeitig wurde der Gefängnisbetrieb im Dienstgebäude eingestellt. Die Zellenräume im Erdgeschoss wurden künftig als Hausmeisterwohnung genutzt. Die Zellen im Keller sind seitdem -wegen der stetigen Hochwassergefährdung- ungenutzt.
Die am 01.04.1911 festgelegten Grenzen des Amtsgerichtsbezirks Cochem hatten Bestand bis zum 01.01.1967. Mit dem Inkrafttreten des 1. Landesgesetzes über die Verwaltungsvereinfachung im Lande Rheinland-Pfalz vom 28.07.1966 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts Kastellaun. Die Orte Mörsdorf und Zilshausen sowie die 15 Orte der vorgenannten Bürgermeisterei Kaisersesch wurden dem Amtsgericht Cochem zugeschlagen. Eine abermalige Vergrößerung des Amtsgerichtsbezirks Cochem erfolgte zum 01.04.1971 durch das 10. Landesgesetz über die Verwaltungsvereinfachung im Lande Rheinland-Pfalz vom 21.12.1970. Hierdurch wurden alle Gemeinden des aufgelösten Amtsgerichts Zell, mit Ausnahme der Ortsgemeinde Mastershausen, dem Bezirk des Amtsgerichts Cochem zugeschlagen. Seitdem ist der Amtsgerichtsbezirk Cochem identisch mit dem jetzigen Gebiet des Landkreises Cochem-Zell, auch nach der Auflösung der Verbandsgemeinde Treis-Karden und dem dadurch bedingten Wegfall der Ortsgemeinden Lahr, Mörsdorf und Zilshausen. Durch den  Im Hinblick auf die Einführung von Serviceeinheiten und SOLUM-STAR  (elektronisches Grundbuch) musste das Amtsgerichtsgebäude in den Jahren 1999/2000 durch einen Erweiterungsbau noch einmal vergrößert werden. In den Jahren 2014/2015 wurde der Dachstuhl des Altbaus und die Fassade umfassend saniert.